Sunday, 08 March 2020
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Die Bedeutung des Geldes in Wahl- und Abstimmungskämpfen wird immer wieder intensiv diskutiert. Die Kampagne von Michael Bloomberg, ehemaliger Bürgermeister von New York, ist diesbezüglich ein interessantes Experiment. Als Bloomberg seine Kandidatur für die Nomination der Demokratischen Partei bekannt gab, kommunizierte er auch gleich seine Wahlkampfstrategie. Er würde die Vorwahlen in den ersten Bundesstaaten auslassen. Er würde also nicht wie die anderen Kandidaten in Iowa und New Hampshire von Tür zu Tür und von Anlass zu Anlass gehen, sondern stattdessen voll auf Fernsehwerbung in den grossen Bundesstaaten setzen. Gesagt, getan. Bis zum letzten Dienstag, dem 3. März und sogenannten Super Tuesday investierte Bloomberg mehr als 500 Millionen Dollar in Fernsehwerbung – eine noch nie dagewesene Summe für eine Vorwahl.
Am Wahltag erzielte Bloomberg je nach Bundesstaat zwischen 8% und 21% der Stimmen. Pro Stimme soll er weit mehr als 100 Dollar ausgegeben haben. Das entspricht selbst für Schweizer Verhältnisse einer teuren Kampagne, auch wenn bei uns eine Stimme je nach Partei locker mal 20 Franken kosten kann. Bloomberg selber war mit dem «Return on Investment ROI» offenbar nicht zufrieden und zog seine Kandidatur zurück. In den Medien wurde dies als Erfolg für die Demokratie und als Zeichen dafür, dass man Wahlen eben doch nicht kaufen kann, gefeiert. Persönlich bin ich der Meinung, dass man die Angelegenheit durchaus auch anders sehen kann. Immerhin konnte Bloomberg mit einer intensiven Fernsehwerbekampagne Wählerstimmen im tiefen zweistelligen Prozentbereich mobilisieren. Nichts ist das nicht, sondern sogar deutlich mehr als einige andere Kandidatinnen und Kandidaten, die monatelang durch die Bundesstaaten getingelt sind. Zudem fand ich seine TV-Spots sehr traditionell gemacht. Wer weiss, vielleicht hätte eine bessere, innovativere Kampagne noch mehr eingeschlagen. Schliesslich hatte Bloomberg durchaus auch etwas Substanzielles zu erzählen.