Monday, 21 October 2019
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Prominente Vertreter aus Gewerbeverband und Gewerkschaften wurden am Sonntag abgewählt. Für den Gewerbeverband endet der Wahlkampf 2019 mit einem Scherbenhaufen. Sowohl der Direktor, Hans-Ulrich Bigler (FDP, ZH), wie auch der Präsident, Jean-François Rime (SVP, FR), wurden abgewählt. Sicher ist die Konkurrenz für Bigler auf der Liste der FDP Zürich riesig. Andri Silberschmidt hat einen engagierten Wahlkampf geführt und Martin Farner ist bestens vernetzt. Aber trotzdem: Als bisheriger Nationalrat gleich von zwei neuen Kandidaten überholt zu werden, spricht eine klare Sprache. Ich hatte mich während den Billag-Abstimmungen (RTVG, No-Billag) immer gefragt, ob das diejenigen Themen sind, die den Gewerblern an der Front wirklich unter den Fingernägeln brennen. Rime hat die Gefahr einer Abwahl möglicherweise unterschätzt. Seine Kandidatur war “le mandat de trop”, wie man in Frankreich sagt. Fairerweise muss man aber auch festhalten, dass die SVP Fribourg einen ihrer beiden Sitze verlor. Dass es aber mit Rime ausgerechnet ein national bekanntes Aushängeschild traf, scheint trotzdem kein Zufall.
Mit Philipp Hadorn (SP, Solothurn), Corrado Pardini (SP, Bern) und Adrian Wüthrich (SP, Bern) wurden auch prominente Gewerkschaftsvertreter abgewählt. Die SP verlor zwar in Solothurn einen Sitz. Aehnlich wie Bigler wurde Hadorn aber auf der eigenen Liste von einer neuen Kandidatin überholt. Im Fall der beiden Berner ist es so, dass ihre Partei, die SP, zwei Sitze verloren hat. Die SP hat in Bern eine Männer- und eine Frauenliste. Beide Sitzverluste gingen auf das Konto der Männerliste – und so traf es Pardini und Wüthrich. Wüthrich konnte erst vor kurzem in den Nationalrat nachrücken. Trotzdem konnte er mit dem Kompromiss zur “Papizeit” einen Erfolg erzielen. Ein Comeback in vier Jahren ist nicht ausgeschlossen.
Wenn man kein Comeback plant, rate ich abgewählten Politikerinnen und Politikern immer, sich möglichst aus der aktiven Politik zurück zu ziehen und anderen Dingen zu widmen. Es gibt abgewählte Nationalräte, die dann trotzdem immer noch während den Sessionen in der Wandelhalle herumgeistern. Das wirkt bedürftig. Menschlich ist es aber sicher in jedem Fall sehr hart. Andy Tschümperlin, ehemaliger Nationalrat aus dem Kanton Schwyz, sagte kürzlich in einem Interview, es fühle sich an, wie wenn man mit 53 zum ersten Mal und dann gleich auch noch fristlos gekündigt werde.
Mehr zu diesem Thema auch in meinem Interview mit der Handelszeitung.