Sunday, 16 July 2023
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Wie oft haben wir Kandidaten und Vertreter von Parteien und Komitees gesehen, die am Wahltag erklärten, sie hätten verloren, weil sie zu wenig Geld gehabt hätten. Wenn man Monate oder gar Jahre vor einer Wahl oder Abstimmung weiss, dass die Finanzen ein kritischer Faktor sein werden, warum nicht mehr Geld auftreiben?
In sechzehn Jahren als Politberater habe ich jedenfalls noch keinen Kandidaten und keine Kandidatin getroffen, die verloren haben, weil sie zu viel Zeit und Aufmerksamkeit ins Fundraising investiert haben. Selbstverständlich soll man dabei immer die gesetzlichen Bestimmungen und kulturellen Normen respektieren, aber mangelnde Finanzen sind häufig eine Ausrede. In der Schweiz haben wir oft Situationen, wo eine Seite zwei, drei oder fünf Mal mehr Geld hat als die andere. Mangelnde Finanzen sind in diesem Sinne keine schlechte Ausrede, aber eben trotzdem eine Ausrede.
Hier ist der Schlüssel für erfolgreiches Fundraising: Man fragt für einen bestimmten Betrag, für eine bestimmte Sache, bis zu einem bestimmten Zeitpunkt: «Wir suchen 50 Leute, die je 500 Franken spenden können bis Ende Woche, sonst sind die guten Plakatstellen weg». Es sollte diejenige Person fragen, der es am schwierigsten ist, nein zu sagen. Häufig ist das der Kandidat oder die Kandidatin, muss aber nicht zwingend der Fall sein. Eine Faustregel aus den USA lautet: Bettelbriefe sind für die ersten, einfachsten 20% der Spenden. Den Rest und vor allem die grossen Beträge holt man über den direkten Kontakt und das persönliche Gespräch. Crowdfunding kann eine Option sein, wenn man «die gute Sache» auf seiner Seite weiss. Gemäss meiner Erfahrung kann man für eine gute Idee auch immer Geld finden.